Wer ein E-Auto fährt und nicht zugleich über ein Haus mit Garage oder Stellplatz und eigene Wallbox verfügt, der hat die A-Karte gezogen. Er muss seinen Strom nämlich aus öffentlichen Ladesäulen zapfen. Und selbst wenn eine in zumutbarer Nähe steht, endet die emissionslose Freiheit genau dort: Man beginnt, reine Wut zu emittieren.

Die Säule ist zugeparkt mit Verbrennern oder anderen E-Autos, die oft nicht einmal angeschlossen sind. Die Säule akzeptiert die vorhandene Ladekarte nicht, oder funktioniert ohnedies nicht. Funktioniert alles dennoch, können schlecht gelaunte Säulen den Ladevorgang auch ohne ersichtlichen Grund einfach selbsttätig wieder abbrechen.

Sollte man trotz aller Hindernisse noch den Anspruch haben, nicht über den elektrischen Tisch gezogen zu werden, dann wird es Taschenrechner-Arbeit. Die Preisunterschiede reichen von 30 bis 70 Cent für eine kWh. Und dann gibt es an den meisten öffentlichen Ladesäulen noch das Zeichen der schildbürgerlichen Ratlosigkeit.

Das soll ja einfach nur verhindern, dass die Säulen blockiert werden, weil E-Fahrer das als einen Luxus-Parkplatz für Avangardisten zweckentfremden. Nur was macht der Nachtarbeiter, der morgens um sechs Uhr nach Hause kommt? Den Wecker auf 10 stellen und Auto umparken?

Speziell in Berlin noch komplizierter: „We Share“ ist ein CarSharing mit E-Autos. Wenn die Nutzer das Fahrzeug solidarisch aufladen, können sie nicht wissen, wann es erneut angemietet wird. Dann stehen die schon mal ein paar Tage.

Einige Strom-Provider schlagen selber hohe „Blockiergebühren“ auf die Stromkosten, weil aus den Daten erkennbar ist, ob da geladen oder rumgestanden wird. Der Zeitdruck ist also immer präsent.

Berlin gilt mit 1.700 öffentlichen Ladesäulen als bestversorgte deutsche Stadt. Es ist also inzwischen nicht mehr nur eine dünne Infrastruktur, sondern wie üblich das Verhalten der Menschen. Die OWI für unberechtigtes Parken an den Säulen wurde inzwischen auf € 55,- angehoben und in einigen Städten wird SOFORT abgeschleppt. Aber das scheint noch nicht abzuschrecken.

Zumindest für die asozialen Autofahrer ohne E-Kennzeichen hätten wir eine pädagogisch nachhaltige Vision: statt abschleppen einfach den Sprit abpumpen. Das würde deutlich machen, dass auch ihr Auto auf Energie angewiesen ist, die an diesem Ort dann auch für sie nicht verfügbar ist.

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